|
Zur Eingrenzung der Grand Canyon-Erosion müssen die kartierenden Geologen die entsprechenden Ablagerungen ober- und unterhalb des Canyons ermitteln und zeitlich bestimmen. Dazu haben sie stratigraphische Hilfsmittel (das sind in die Sedimente eingebettete Fossilien, die für einen Zeitraum innerhalb der geologischen Schichtsäule charakteristisch sind) bzw. geochronologische Methoden (es werden z.B. die Verhältnisse von Kalium- und Argonisotopen gemessen, und daraus - anhand einer standardisierten Kalibrierkurve - ein Alter berechnet). Somit ergeben sich unterschiedliche Zeitmarken, z.B. wann die frühesten Sedimente unterhalb des Canyons abgelagert wurden oder im Canyon ein bestimmtes Niveau erreicht worden sein muß. Die Bouse Formation (Abb. 2) ist ein frühes Flußdelta des Colorado Rivers in den damaligen Golf von Kalifornien und der erste sedimentologische Nachweis des Colorado Rivers überhaupt. Die Sedimente wurden mit der K/Ar-Methode auf 5,47 ± 0,2 Ma datiert (DAMON et al. 1978). Dieses Delta kann frühestens nach der Bildung der Hualapai Kalke abgelagert worden sein, die wiederum datierbare Vulkanite enthalten: Die Fortification Hill Basalte mit 5,8 ± 0,2 Ma (K/Ar-Datierung nach Shafiqullah et al. 1980) und 5,0 ± 0,4 Ma (K/Ar-Datierung nach ANDERSON et al. 1972). Die nächste prägnante Zeitmarke sind Basaltergüsse im Grand Canyon, die sich mit den Flußsedimenten des Colorado Rivers verzahnen. Aus dem K/Ar-Verhältnis wird ein Alter von 3,8 Ma berechnet (DAMON et al. 1978). Die datierten Basaltproben wurden aber nur 100 Höhenmeter über dem heutigen Niveau des Colorado Rivers entnommen, d.h. in weniger als 2 Ma wurde beinahe die aktuelle Tiefe des Grand Canyons erreicht; dazu mußten ca. 4.000 km3 Gestein erodiert und transportiert werden (AUSTIN 1994, 83; dieser Wert gilt nur für den Anteil des Grand Canyons im Bundesstaat Arizona). Die nächsten datierbaren Basalte mit 1,2 Ma liegen bereits auf dem heutigen Niveau des Colorado Rivers, so daß bereits vor diesem Zeitpunkt die Eintiefung des Lower Colorado Rivers abgeschlossen war (MCKEE et al. 1967).
Parallel zur Canyonbildung in den südlichen Plateaus wurden Teile im Norden des Colorado Plateaus flächig abgetragen. Dies kann durch aufgearbeitete Pollen aus den kreidezeitlichen Formationen präzise nachvollzogen werden (MERRIAM & BANDY 1965; FLEMING 1994), d.h. Pollengemeinschaften aus dem südlichen Utah, südwestlichen Colorado und dem westlichen New Mexico (Stern-Symbole in Abb. 2) wurden mit der Erosion der kreidezeitlichen Sedimentschichten freigesetzt und finden sich erstmals in 4,5 Ma alten Colorado River-Sedimenten wieder. Bereits vor 3,9 Ma, d.h. nur 600.000 Jahre später brachten die Zuflüsse charakteristische Triprojectates-Pollen aus dem zentralen Teil und dem mittleren Osten des Bundesstaates Utah mit (Abb. 2). Die ausgewerteten Daten zeigen für den Süden Utahs, daß zusammen mit der Flußentwicklung des Colorado Rivers und der Erosion des Grand Canyons eine rund 2.000 m mächtige mesozoische Schichtenfolge flächig abgetragen wurde. Die Autoren schließen im Zusammenhang mit ihren paläoklimatisch orientierten Arbeiten auf eine signifikant größere Erosions-, Transport- und Sedimentationsrate durch sehr hohe Niederschläge im Pliozän. Diese Erosion fand erstaunlicherweise unter Beibehaltung der Form der Grand Staircase statt, d.h. die 2.000 m Schichtsäule wurden auf mehrere Hundert Kilometer Länge und mehrere Hundert Kilometer Breite in maximal 600.000 Jahren exakt bis zu einem bestimmten stratigraphischen Niveau flächig abgeräumt (vgl. stratiforme Erosion der Plateaus, Teil 1, S. 5). Nichtsdestotrotz blieb während dieser Zeit die paleo-eozäne Öberfläche der südlichen Teilplateaus des Colorado Plateaus unverändert. Geht man von der aktualistischen Sichtweise langsamer, allmählicher Erosion aus, dann müßte es eigentümlich begrenzte, flutartige Regenfälle über den nördlichen Teilplateaus gegeben haben. Eine solche Sicht ist abwegig und wird natürlich nicht vertreten. Die extrem unterschiedlichen Erosionsvehältnisse im Norden und Süden sind demnach unverstanden. Man sollte stattdessen an eine extrem schnelle, schichtweise Erosion im Rahmen einer großflächigen Überschwemmung anstatt von Regenfällen denken, doch auch ein solches Szenario wird in keiner Publikation diskutiert.
Sedimentologische Studien der Bouse Formation, dem frühen Delta des Colorado Rivers in den Golf von Kalifornien (Abb. 2) sowie der Imperial Formation im Salton Becken, einem sedimentgefüllten Becken ca. 50-100 km westlich der Bouse Formation an der Staatsgrenze Kalifornien-Mexiko, ermittelten ausschließlich präpliozäne Kiese lokaler Herkunft und schließen damit einen präpliozänen Colorado River in dieser Region völlig aus (WINKER 1987). Darüber folgen im Salton Becken 900 m mächtige Sedimente aus dem Einzugsbereich des Colorado Plateaus. An ihrer Basis liegen Sande und Tone mit einer turbiditähnlichen, rhythmischen Wechselfolge, die auf eine sehr schnelle Sedimentschüttung hinweisen (WINKER 1987). Turbidite im engeren Sinne sind große untermeerische Ströme aus Schlamm und großen Komponenten, die durch Beben oder Rutschungen aufgrund zunehmender Sedimentmassen von den Kontinentalrändern abgleiten und charakteristische Korn- und Schichtgefüge hinterlassen. D.h., die ersten erosiven Prozesse auf dem Colorado Plateau zur Eintiefung des Grand Canyons sind sehr schnell abgelaufen, wodurch turbiditähnliche Gefüge in seinen ersten Ablagerungen erzeugt wurden. Merkwürdigerweise ist aber nur ein Teil der erodierten Gesteinsmassen in den umliegenden Becken und dem Delta in den Golf von Kalifornien wiederzufinden. Die von den nördlichen Plateaus abgetragenen und aus den südlichen Plateaus herausgeschnittenen Volumina von vielen Tausend Kubikkilometern Gestein können mengenmäßig nicht lokalisiert werden (van ANDEL & SCHOR 1964; LONSDALE 1989). Die Verknüpfung der Beobachtungen, d.h. der erodierten und transportierten Gesteinsvolumina in dem kurzen Zeitraum von weniger als 2 Ma Jahren, führt unweigerlich zum Postulat einer katastrophenartigen Bildung des Colorado River-Entwässerungssystems, des Grand Canyons und des Colorado River Delta. Die Turbidite des Salton Beckens sind dafür zusätzliche, direkte Beweise. Die fehlenden erodierten Gesteinsmassen sind indirekte Zeugen dieser Prozesse.
Bei der Betrachtung des Colorado Rivers auf dem Colorado Plateau aus der Vogelsperspektive fällt sein ungewöhnlicher Verlauf auf. Der Verlauf und seine Existenz an sich sind ungewöhnlich, wie folgende Punkte zeigen:
Die zentrale Frage ist deshalb, warum und wie das Colorado Plateau überhaupt überwunden und durchschnitten werden konnte. Hier wäre unter aktualistischen Voraussetzungen ein Umfließen der Gebirgszüge zu erwarten gewesen.
Alle diese Hindernisse hätten eine Entwässerung östlich des Plateaus in eine völlig andere Richtung bewirken müssen, z.B. nach Südosten zum Golf von Mexiko. Abb. 5 zeigt, wie extrem kurz die Canyon-Erosion im Verhältnis zur langen Existenz der alten Oberfläche zeitlich dauerte. MCKEE et al. (1967) erklären die heute vorliegende Sachlage mit einer rückschreitenden Erosion nach Nordosten: Das Modell der "rückschreitenden Erosion" beinhaltet, daß das Einzugsgebiet eines Flusses immer weiter in das Hinterland verschoben wird, speziell wenn im Flußverlauf große Höhenunterschiede auftreten oder diese durch tektonische Bewegungen zunehmen. Im Fall des Colorado Rivers hängt MCKEE seinen Ansatz in die Öffnung des Golf von Kalifornien ein: Die Kaibab Upwarp wurde im Westen angenagt, durchtrennt und der Zugriff auf östlich der Kaibab Upwarp vorhandene Flußsysteme ermöglicht (Östlich der Kaibab Upwarp bestand - wahrscheinlich bis zum Beginn der Grand Canyon-Erosion [MCKEE et al. 1967] - eine Entwässerung über den Little Colorado River, den Marble Canyon und den Oberen Colorado River nach Norden; s. Abb. 3 und 1.). Die Entwicklung wurde durch die hohe Reliefenergie (großer Höhenunterschied auf eine kurze Strecke) nach der Hebung des westlichen Plateaurandes um 900 m begünstigt. Bei MCKEE wird so der kurze Zeitrahmen (Abb. 5) und das sehr dynamische Szenario wiedergegeben, in dem die ungewöhnlich schnelle Erosion stattgefunden hat. LUCCHITTA (1990) postuliert dagegen eine sukzessive Überwindung des Hindernisses der Kaibab Upwarp mit einem quasi-antezendenten Flußmodell. Er zeigt eine Profilskizze (LUCCHITTA 1990, 318), in der die heute nicht mehr vorhandenen, d.h. die bis heute erodierten Schichteinheiten westlich und östlich der Kaibab Upwarp an ihre Flanken zurückverlegt sind. Der Colorado River wird so von LUCCHITTA zuerst über eine Rampe an das Hindernis der Kaibab Upwarp herangeführt. Bei einer anschließenden Tiefenerosion soll die Kaibab Upwarp durch selektive Erosion der Schichten auf beiden Flanken bis zu den Kaibab Kalken freigelegt sowie an der einzigen, heute vorhandenen Stelle im Grand Canyon durchtrennt worden sein.
In beiden Modellen bleibt unerklärt, warum die Oberfläche der Kaibab Kalke (Abb. 4) seit dem frühen Alttertiär dieselbe anstehende Landoberfläche blieb, während die erodierten Gesteinsmassen der nördlichen Plateaus (es wurden dort 2.000 m Schichtsäule abgetragen) durch dieses einzige Nadelöhr transportiert wurden und sich der Colorado River linear durch alle geologischen Hindernisse innerhalb von 2 Ma bis zu 1.700 m tief einschnitt. Auch das Netz der kurzen, steilen und unreifen Seitentäler, die den grandiosen Grand Canyon so einzigartig machen, verschonten die Laramische Fläche an ihren Flanken. Selbst im Südwesten, wo die Erosion speziell entlang dem Hualapai Plateau durch starke tektonische Bewegungen zusätzlich verstärkt wurde, liegen immer noch die rim gravels - die ältesten auf dem Colorado Plateau - ungestört auf dem Schluchtrand. Der eklatante Unterschied zwischen den beiden Landschaften, zwischen der alten Laramischen Landoberfläche der Grand Staircase und dem jungen Grand Canyon, wird am Shivwits Plateau (Abb. 3) unter den ausgedehnten, 6,0-7,5 Ma (K/Ar-Alter: LUCCHITTA & MCKEE 1975) alten Basaltdecken deutlich. Die Vulkanite liegen auf Schichten des obersten Paläozoikums (Kaibab Kalke) sowie des untersten Mesozoikums. Das Plateau und die Basalte ragen 30 km nach Süden vor und werden an drei Seiten vom Grand Canyon angeschnitten. Der Canyon öffnet sich bei einer Tiefe von rund 1,5 km nur um wenige Kilometer und zeigt hier eine besonders schroffe und steile Morphologie. Das vom Canyon angeschnittene Laramische Relief wellt sich unter der Basaltdecke dagegen nur in wenigen Höhenmetern, obwohl es um Größen älter ist. "This surface, and the rocks deposited on it, have been little modified by the Pliocene incision of the Colorado River that produced the mile-deep Grand Canyon despite the fact they are ten times older than the canyon" (HUNTOON 1990, 261).
Die bisher vorgestellten Indizien und Modelle fokussieren die Tektonik als Triebfeder der Flußentwicklung. Die großregionale Tektonik des Colorado Plateaus wirkte durch die mechanischen Spannungen aber auch direkt auf jede einzelne Schicht. Nur drei Täler, nämlich der Little Colorado River, der Cataract Creek und der Kanab Creek sind alte, reife Täler aus dem Miozän (LUCCHITTA 1990, 327; Abb. 3). Alle anderen Täler, die in ihrer Summe den Grand Canyon ausmachen sind im morphologischen Vergleich kurz, "steil und unreif" (LUCCHITTA 1990, 323), d.h. die Folge einer schnellen Talbildung in weniger als 2 Ma Jahren im Gefolge des Grand Canyons. Im folgenden Abschnitt werden die kleinräumig aktivierten Prozesse zur Formung des Grand Canyons betrachtet. Mechanismus und Beispiele für Massenbewegungen
Gesteinsmassen geraten in Bewegungen, wenn sich ihr Verband auflockert oder der stützende Untergrund nachgibt, und sie der Schwerkraft folgend rutschen, fließen, kollabieren, abstürzen, ein Gefälle herunterollen etc. Die wichtigste Ursache im Grand Canyon sind Zugspannungen in den steilen Canyonwänden, besonders in den mächtigen, spröden Kalken und Sandsteinen tief unten im Canyon. Aus der eigenen Last der Schichten resultiert ein allseitig wirkender Druck, der sog. lithostatische Druck. Er kann an den Wänden der Klippen in horizontaler Richtung als Zugspannungen "entweichen", so daß an der Wand schalenförmige Abplatzungen auftreten (Abb. 9). Deutlichster Indikator der horizontalen Spannungen sind die Talantiklinalen im Bett des Colorado Rivers (HEREFORD & HUNTOON 1990). Eine Talantiklinale ist eine Aufwölbung von Schichten im Boden eines Tals, wobei die Ursache vertikale Drücke sind, die im Bereich des Talbodens in die Horizontale umlenken, dadurch die Schichten zusammenschieben und aufwölben. Die Zugspannungen werden als die Triebfeder für die gewaltigen Alkoven gesehen (CARSON & KIRKBY 1972). Alkoven sind kurze, schalenförmig gewölbte Wände oder kurze Canyons mit gewölbten, oft überhängenden Wänden speziell an ihren Enden (Abb. 10). Erweitert sich ein solcher Canyon, dann bildet er Amphitheater-förmige Talenden. Augenfällig werden diese besonders auf den wenigen Grand Canyon-Trails hinab zum Colorado River, die immer wieder unten am Fuß bzw. oben am Sims steiler und senkrechter Wände enden, in der Arena eines Amphitheaters aus harten Kalken oder Sandsteinen. Diesen Kaskaden fehlt der Bezug zu einem fließenden Gewässer darüber, d.h. zu einer Erosion durch Wasser, weil sie eben einen felsmechanischen Bildungsmechanismus haben. Massenbewegungen im Zusammenspiel mit Wasser
Im Canyon wechseln sich kontinuierlich die steilwandbildenden, spröde brechenden Sandsteine und Kalke mit duktilen Tonschluffsteinen ab. An der Basis der spröden Gesteine verteilen sich die vertikalen Drücke in die unterlagernden duktilen Gesteine, daraus resultieren wiederum horizontale Spannungen. Werden die Tonschluffsteine auch noch erodiert und die spröden Klippen von Wasser unterschnitten, erhöhen sich die Zugspannungen umso schneller. Dort können ganze Teile der Talflanken absitzen und blockförmig zerbrechen oder durch Rotationsrutschungen (Abb. 10) zusammen mit den horizontal induzierten Schubkräften in den freien Canyon ausweichen. Massenbewegungen sind nicht zeitabhängigAlle Mechanismen der Massenbewegungen sind heute zu beobachten und könnten, begleitet durch den schnellen Abtransport des aufgelockerten Gesteins durch Wasser, auch für die Vergangenheit die vorhandenen Talformen am besten erklären. Sie sind primär die Folge geologischer Prozesse und deren Heftigkeit, die Zeit spielt dabei keine Rolle.1 HEREFORD & HUNTOON (1990, 444) relativieren Wind und Wasser, d.h. Denudation im weiteren oder Deflation im engeren Sinne, als die formgebenden erosiven Kräfte mit dem Satz, sie könnten allein keinen signifikanten Beitrag zur Erosion leisten, sofern sie nicht von einzelnen Überschwemmungen begleitet werden. Rezente Murengänge sind zwar vereinzelt, aber vorwiegend in den höhergelegenen Seitentälern zu beobachten, in denen der Regen und die Schneeschmelze von der Plateaufläche ankommen. In das Wüstenklima des Canyontiefsten dringt nur selten ein Regentropfen vor und die Spuren von Muren sind sehr bescheiden. Außerdem produzieren diese Prozesse keine steilen Canyonwände. Und trotzdem bleibt es unklar, wie die Prozesse ineinandergegriffen und dominiert haben, um diesen gewaltigen Canyon zu formen:
Die Qualität der gemachten Aussagen stützt sich auf eine Sammlung von Monographien und eine Reihe von Artikeln. Danach kann die Entstehung des Colorado Plateaus und die Flußgeschichte des Colorado Rivers trotz intensiver Forschung nur lückenhaft dargestellt werden. Die Theorien über Ursprung, Entwicklung und Talbildung des vielleicht größten Canyons der Erde zeichnen kein schlüssiges Bild, weil Modelle im Sinne des Aktualismus und langwierige Prozesse vorausgesetzt werden.
Dagegen führt die Diskussion über die geologischen Spuren hin zu einer schnellen bzw. katastrophenartigen Bildung des Colorado Plateaus und des Grand Canyons. Trotzdem fehlt in der Literatur ein Schritt - ein sehr mutiger - hin zu einem Modell, das auf zeitlich relativen Prozessen mit extremen Niederschlägen bzw. Wasserfluten, schneller Tektonik und daraus resultierender katastrophaler Erosion basiert. Schließlich sprechen Indizien dafür und lassen sich entsprechend verknüpfen, besser als die bisher publizierten, lückenhaften Flußgeschichten. Einen solchen Ansatz wählt z.B. AUSTIN (1994), der den Durchbruch der Kaibab Upwarp von Ost nach West mit dem Bruch eines Damms erklärt, nachdem östlich der Kaibab Upwarp große Seen zur Zeit der Canyonbildung nachgewiesen wurden (vgl. Anmerkung 1). Der Colorado River entwässert nach diesem Modell ein Gebiet, das die Reliktlandschaft katastrophaler Prozesse ist. Die Beurteilung "lückenhafte Flussgeschichte" - wobei auch die Geschichte des Colorado Plateaus einbezogen wird - relativiert Ivo Lucchitta, einer der besten Kenner der geologischen Geschichte des Colorado Rivers: "How much departure from the present configuration is one willing to tolerate and still speak of the Colorado? (LUCCHITTA 1990, 312)". Trotzdem darf dies nicht über entscheidende Fragen hinwegsehen lassen: Auch wenn sich Flüsse verändern, entwickeln oder verbinden, hinterlassen sie entsprechende Spuren. Diese fehlen aber im Umfeld des Colorado Plateaus vor dem Pliozän (Teil 1) und die Ereignisse im Pliozän wurden hier als eine geologische Katastrophe gedeutet.
Im Ausblick auf bereits "anerkannte" katastrophale geologische Ereignisse sei zuerst auf die laufende Diskussion der Flutung des Schwarzen Meeres verwiesen, die innerhalb wissenschaftlicher Medien (sowie außerhalb, z.B. in Der Spiegel, Dezember 2000 Heft 1) überrascht aufgenommen und weit verbreitet wurde. Für die USA ist unbedingt die pleistozäne Lake Missoula Flood zu nennen. Nach dem Bruch einer Gletscherbarriere vor dem Lake Missoula wurde ein Gebiet von 42.000 km2 durch 1.600 km3 Wasser verwüstet, wobei bis 150 m tiefe Canyons in das anstehende Festgestein geschnitten wurden. Die Untersuchung einer möglichen Verknüpfung der Existenz großer Seen östlich der Kaibab Upwarp mit der Bildung des Grand Canyons wäre an dieser Stelle bald zu erwarten.
1 Kürzlich wurde publiziert (Richard Young von der State University of New York in Genesco auf einer Tagung in Flagstaff, zitiert von H. RADEMACHER in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 8. 11. 2000), daß im Gebiet des Grand Canyons unerwartet hohe Abtragungsraten von 17 bis 42 cm pro Jahrtausend ermittelt wurden, bedingt durch die hohe Reliefenergie (d.h. die Tendenz zur Erosion bedingt durch das Verhältnis aus Gefälle pro Strecke). Hierzu wurden vulkanische Aschelagen in den großen Seengebieten östlich der Kaibab Upwarp untersucht. Allerdings bezieht sich die Arbeit auf die "oberflächennahen" Gewässer, nicht den schon tief eingeschnittenen Colorado River, und die Gesamterosionsleistung wird auf 6 Millionen Jahre berechnet - anstatt der tatsächlichen 2 Millionen Jahre. Glossar
Literatur
Karte |
|