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Anmerkungen
- Autobiographische Daten zum Thema in Rutte (1987, 9).
- Ob alle diese Gesteine infolge des Rieseinschlags verkieselt wurden, ist fraglich. Grimm (1977, 378-383) bringt Argumente gegen die impaktische Verkieselung eines niederbayerischen Quarzkonglomerats (vgl. Zöbelein 1995, 37). Andererseits haben neuerdings Buchner et al. (1996) und Buchner (1998) Befunde für eine postimpaktische Verkieselung der Graupensande vorgelegt (s. o.), so daß die Hypothese Ruttes - vielleicht in veränderter Form - m.E. insgesamt an Plausibilität gewinnt.
- Zur kontroversen Diskussion der brekziös zertrümmerten und blasendurchsetzten, ebenfalls völlig verkieselten Alemonite (von Alemona = die Altmühl), die Rutte als unter geringeren Einschlag-Energien gebildete Suevit-äquivalente Impaktgesteine der Südlichen Frankenalb (Altmühlalb) interpretiert, vgl. Rutte 1972; 1974a; 1974b; 1981, 198-202; Beyer 1974; Roos 1976; Appel 1985, 160f.; Saier 1985, 103-106; Zöbelein 1995, 37; Buchner 1998, 426.
- Bereits bestimmte Vulkanausbrüche (plinianische Eruptionen) sind oft mit heftigen Regenfällen verbunden, da die Explosionssäule in der Höhe abkühlt und der mitgerissene Wasserdampf kondensiert (Seibold 1995, 209). Im Anschluß an Rutte spricht auch Saier (1985, 106) von der Möglichkeit katastrophaler Niederschläge nach dem Riesimpakt, die "eventuell durch eine postriesische Abkühlung der Atmosphäre bedingt" waren (die Temperatur im Einschlagszentrum betrug zuvor mehrere 10.000 Grad).
- Abweichend von diesen Angaben sank nach Seibold (1995, 46) beim Sagami-Beben in Tiefen um 1800 Meter der Meeresboden an mehreren Stellen um bis zu 200 Meter ab, "an anderen Stellen soll er über 400 Meter hochgestiegen sein, doch mögen an diesen Zahlen auch Ungenauigkeiten der Seekarten-Vermessung vor und nach dem Beben beteiligt sein."
- In diesem Zitat Ruttes klingt seine früher (1981, 160) geäußerte, aber sogleich von ihm selbst verworfene Erwägung an (die aber von Saier 1985, 103f., aufgegriffen wurde), nicht nur Alemonite und andere bis in den Hegau verfrachtete, verkieselte Gerölle, sondern auch größere Sedimentmengen in der Graupensandrinne selbst seien auf das Riesereignis zurückzuführen (dazu kritisch Zöbelein 1995, 34-37). Das wäre auch mit seiner in diesem Artikel vorgestellten neueren Hypothese (Rutte 1987), wonach die stratigraphisch höher eingestuften obersten Kirchberger Schichten durch postimpaktische Regenwasserfluten umgeschichtet sowie wahrscheinlich Wanderblock-Transport und Juranagelfluh-Schüttung durch das Riesereignis initiiert worden seien, kaum zu vereinbaren. Rutte (1981, 160) hat aber gesehen, daß als Einzugsgebiet der für den Sedimenttransport in der Graupensandrinne notwendigen "gewaltigen Wassermassen", deren Herkunft ansonsten "ungeklärt" bliebe, und die er auch 1981 bereits von "den katastrophalen Niederschlägen im Zusammenhang mit dem Riesereignis" herleitete, "eigentlich nur die Region der Südlichen Frankenalb in Betracht" kommt (so auch Saier 1985, 106; dagegen Zöbelein 1995, 36; vgl. unten Anm. 9). Für dieses Herkunftsgebiet der Graupensande treten neuerdings auch Buchner et al. (1996) und Buchner (1998) ein, die die Graupensande allerdings nahezu insgesamt als Ries-Auswurfmassen deuten. Möglicherweise ist die stratigraphische Diskrepanz zwischen dem Auftreten zweier stark verkieselter Sedimenteinheiten (unten Graupensande, erheblich höher Wanderblock-Formation bzw. Juranagelfluh) mit der von Buchner (1998, 455) diskutierten, aber abgelehnten Ansicht von zwei zeitlich versetzten Meteoriteneinschlägen zu lösen (s. o.).
- Der vom Ries-Meteoriten ausgeworfene und weitflächig verteilte Impakt-Bentonit ist außerhalb der Graupensandrinne in den Helicidenschichten im Liegenden des 1-2 m mächtigen Albsteins eingelagert und signalisiert m.E. ein Problem der Albsteinbildungsdauer, die auf 1-2 Millionen Jahre angesetzt wird (Buchner 1998, 411f.). Der Albstein bildete sich nach Buchner auch an den Flanken der Graupensandrinne und sogar am Boden der Rinne selbst über dem Impakt-Bentonit (den Hofmann 1967, 579-583, noch als vulkanischen Tuff ansprach; vgl. Buchner 1998, 432, 454). Zwar ist der Albstein auf dem Rinnenboden wohl geringermächtig, dennoch blieb für die Albsteinbildung in der Rinne selbst nach diesen Befunden m.E. nur die kurze Zeit nach dem Ausfall des Impakt-Bentonits und vor den fluviatil rasch herantransportierten und den Albstein bedeckenden impaktüberprägten groben Sedimenten des Basis-Geröllhorizonts der Graupensande (ebd., 405f.).
- Bei einem weiteren geringmächtigen Schichtglied, der torfähnlichen Basis-Impaktlage am Boden der Graupensandrinne, leitet Buchner (1998, 427-431) die impaktische Herkunft aus Chemismus und Lithologie ab.
- Am 11./12. 7. 1997 wurden diese und andere Gesichtspunkte auf der Tagung "Graupensandrinne - Ries-Ereignis" in Tübingen kontrovers diskutiert (Buchner 1998, 451-455). Auch der Schriftleiter der "Jahresberichte" erwartet, daß u.a. Buchners "Schlußfolgerungen im Einzelnen sicherlich nicht ohne kritische Reaktionen bleiben werden" (Rothe 1998, 6). Schon Saier (1985, 104) hatte, eine Erwägung Ruttes aufgreifend (vgl. Anm. 6), gefolgert, die Sedimentation der Graupensandrinne sei teilweise nach dem Riesimpakt erfolgt (dagegen Zöbelein 1995, 37); er äußert sich jedoch nicht zu biostratigraphischen Fragen.
- Die Einstufung der nordschweizerischen Wanderblock-Formation in das Miozän ist jedoch umstritten. Müller et al. (1984, 138-140) diskutieren ein pliozänes bis frühquartäres Alter und erwägen eine Verfrachtung vom vergletscherten Schwarzwald durch Eisströme nach Süden, gestehen aber zu: "Ein Transport durch großflächige Schlammströme (Murgänge) ist ebenfalls denkbar" (ebd., 140). Eine Vergletscherung in Mitteleuropa - dazu die eines Mittelgebirges! - um die Zeitenwende Tertiär/Quartär ist aus wohl gesicherten klimatologischen Gründen kaum denkbar. Rutte hat mehrfach darauf hingewiesen, "daß mit der 'Zeitenwende' keine Änderung des feuchtwarmen Subtropenklimas zu erfolgen scheint. In Wetterau, Rheingau und Rhön sind in oft hohen Stückzahlen Tapir und Mastodon nachgewiesen. Auf diesen säugerführenden Sedimenten bilden sich Braunkohlen bzw. roterdeartige Verwitterungsbildungen" (Rutte 1977, 292; vgl. 1987, 58-69); auf dasselbe Klima weisen gleichaltrige fossile Floren hin (Rutte & Wilczewski 1995, 73-75; vgl. Schreiner 1992b, 219). Erst später im Quartär - was im einzelnen umstritten ist und hier nicht diskutiert werden kann - begannen Vereisungen in Mitteleuropa (unterschiedliche Auffassungen z.B. bei Rutte 1975; 1977; 1987; Frenzel 1983; Schreiner 1992b, Teil E/F). Nach Rutte (1987, 35f.; vgl. auch 49) verzahnen sich Juranagelfluh und Wanderblockformation im nordschweizerischen Laufenbecken, sind also zeitgleich im Miozän gebildet worden; diese Einstufung ist für die (nordschweizerische) Juranagelfluh ohnehin unbestritten (Müller et al. 1984, 129-131).
- Wohl noch zu den jüngsten Ablagerungen der Oberen Süßwassermolasse gehört die früher ins Altpliozän, heute ins Obermiozän (Unt. Pannon; Tab. 2) gestellte Fossillagerstätte am Hegau-Vulkan Höwenegg (vgl. Saier 1985, 112, 123), die u.a. durch Dinotherium giganteum und das dreizehige pferdeähnliche Hipparion gracile charakterisiert ist (Rutte 1987, 49f.; Schreiner 1992a, 99f.). Die gleichen Leitfossilien enthalten auch die französischen Fundstellen im Cantal, aus denen einige Autoren in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Archaeolithen genannte, auf menschliche Hersteller zurückgeführte Feuersteinwerkzeuge mit ziemlich differenzierter Abschlagtechnik beschrieben haben. Diese m.E. gut begründete Hypothese wurde auch von manchen deutschen Forschern vertreten (Klaatsch 1905; Verworn 1905), konnte sich jedoch nicht als Lehrmeinung durchsetzen und verschwand im 20. Jahrhundert aus der wissenschaftlichen Diskussion (Cremo & Thompson 1994, 157-175, 222-229).
- Viele Beispiele dazu in diesem Journal (Stud. Int. J. 1-5, 1994-1998).
- Das ist auch für eine möglicherweise kurze Bildungszeit der Brackwassermolasse in der Graupensandrinne zu bedenken. An der Basis der Grimmelfinger Schichten (Graupensande) wurde eine Lage mit großen Geröllen und Säugerresten gefunden, die zur Säugerzone MN 4a gehören (Buchner 1998, 452; vgl. Böttcher 1987, 6), während die Fauna der überlagernden Kirchberger Schichten den Säugerzonen MN 4b und 5 entspricht (vgl. Tab. 2).
- Zahlreiche Beispiele dazu bei Thenius (1959).
- Junker & Scherer (1998) bringen Beispiele für die hohen Ausbreitungsgeschwindigkeiten heutiger Lebewesen während Jahrzehnten. So hat sich der Feldhase binnen 160 Jahren in Asien tausende Kilometer nach Osten ausgebreitet (ebd., 200), und in Nordamerika ist in den letzten 50 Jahren das Nord-Opossum hunderte von Kilometern nach Norden gewandert (Dieterlen 1978, 16). Die Ausbreitung beweglicher Larven bodenbewohnender mariner Organismen durch Meeresströmungen geschieht noch weit schneller (Geyer 1973, 195f.); sie können im Laufe mehrerer Generationen ganze Ozeane überwinden (Seibold 1991, 41). Ihre Neuansiedlung ist jedoch davon abhängig, ob ihnen die dortigen Lebensbedingungen zusagen.
- Eine m.E. ausgewogene Zusammenfassung gibt z.B. Jäger (1997/98); wichtig auch Tollmann & Tollmann (1993, 27-88).
- Tollmann & Tollmann (1993, 286) geben für das Miozän-Aussterben die Zahl 11 Millionen Jahre an. Stanley (1989, 201f.) datiert es "grob geschätzt" auf 14 (!) Millionen Jahre, beschränkt es aber auf die Meere, führt es auf Abkühlung der Tiefsee zurück und beurteilt es als "bei weitem nicht mit den großen Katastrophen früherer Zeiten vergleichbar"; in seiner Lehrbuch-Übersicht (Stanley 1994) wird es nicht einmal erwähnt.
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