 |
Beschleunigte Mikroevolution bei Guppys
von Uwe Brüggemann
Studium Integrale Journal 5. Jahrgang / Heft 1 - April 1998 Seite 38 - 39
|
Tiere können sich entgegen bisheriger Vorstellungen innerhalb weniger Generationen an veränderte Umweltbedingungen anpassen. Dies zeigen Studien von Reznick et al. (1997), die an Guppys (Poecilia reticulata) aus räuberreichen und räuberarmen Gewässern durchgeführt wurden. Guppys gehören zur Familie der Poeciliidae, die nach Rosen & Bailey (1963) 138 verschiedene Arten umfaßt, welche sich auf 21 Gattungen verteilen.
Das ursprüngliche Areal von Poecilia reticulata liegt in Guayana, Nordbrasilien, Venezuela, Trinidad, Barbados und anderen Kleinen Antillen. Tiere aus Barbados sind ursprünglich durch besonders leuchtend rote und Tiere aus Trinidad durch blauviolette Farbtöne gekennzeichnet. Die vielfältige Guppyfärbung kommt durch Chromatophoren und Iridozyten zustande, die Guaninkristalle enthalten, welche Interferenzfarben liefern. Höchstwahrscheinlich kann der Guppy auch Farben sehen (vgl. Petzold 1990).
Während die eierlegenden Vertreter der Ordnung kosmopolitisch sind, besiedeln die Poeciliiden nur einen relativ begrenzten Raum. Guppys sind, wie ihr oberständiges Maul beweist, überwiegend Oberflächenfische. Sie sind Allesfresser, die besonders gern Mückenlarven fressen, so wurden sie zur Malariamückenbekämpfung (Barbados) in viele Erdteile umgesiedelt. Die weltweite Verbreitung des Guppy war leicht möglich, weil es sich bei ihm um eine extrem euryöke Art handelt, d. h. er toleriert größere Schwankungen der Umweltfaktoren.
Taxonomie
Überordnung | Teleostei (echte Knochenfische) |
Ordnung | Atheriniformes (Ährenfischartige) |
Familie | Poeciliidae (lebendgebärende Zahnkarpfen) |
Gattung | Poecilia ("Guppys") |
Art | P. reticulata |
Sexualdimorphismus
Weibchen (Abb. etwa natürliche Größe)
- Gesamtlänge: 55mm (Freiland) bis 75mm (Zuchtform)
- Farbe: oliv, bei Wildformen stets konstant
- "eierlebendgebärend" (ovovivipar)
Männchen
- Gesamtlänge: etwa 66% der Länge des Weibchens
- Rückenflosse stärker entwickelt als bei den Weibchen, zurückgelegt fast die Schwanzflossenbasis erreichend
- Färbung sehr variabel (alle Spektralfarben)
- Gonopodium (röhrenförmige Afterflosse) als Kopulationsorgan
|
|  |